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Festschrift zur Siebenhundertjahr-Feier der Stadt Alsfeld (1222 – 1922)von Prof. Dr. Eduard Edwin Becker, Prof. Eduard Decker, Reallehrer Karl Dotter, Archivrat Dr. Fritz Herrmann, Studienassessor Dr. L. Kraft, Regierungsbaurat F. Kuhlmann, Studienassessor Dr. O. Kunkel, Studienassessor Dr. G. Paul, Kommerzienrat Gustav Ramspeck II.
1922
1
Geschichts- und Altertumsverein der Stadt Alsfeld
F. Ehrenklau
Alsfeld
172
Vergriffen
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Vorwort
Als der Vorstand des Geschichts- und Museumsvereins der Stadt Alsfeld im September vorigen Jahres beschloß, zur Siebenhundertjahrfeier der Stadt im Sommer 1922 eine Festschrift herauszugeben, stand es von vornherein fest, daß es sich hierbei nur um ein Sammelwerk handeln könne. Eine Geschichte der Stadt Alsfeld zu schreiben, was ja bei einem solchen Anlaß nahe gelegen hätte, war in der noch zur Verfügung stehenden Zeit für einen einzelnen nicht mehr möglich. So taten sich denn eine Anzahl von Sachkundigen zusammen, um, jeder auf seinem Gebiet, einen Beitrag zu dieser Festschrift zu liefern, die naturgemäß der Vergangenheit der Stadt gewidmet ist. Einer von ihnen, Eduard Anthes, der sich zu einem Beitrag über die vorgeschichtlichen Verhältnisse der Alsfelder Gegend bereit erklärt hatte, ist inzwischen schon, betrauert von der historischen Wissenschaft und von zahllosen Freunden und Verehrern, unerwartet aus dem Leben geschieden. Dr. Otto Runkel aus Gießen ist für ihn eingetreten.
Aus technischen Gründen mußten die Beiträge der einzelnen Mitarbeiter in der Reihenfolge, wie sie bei der Redaktion eingingen, auch in der Festschrift erscheinen. Es war diese Weise leider nicht möglich, sie chronologisch zu ordnen, was gewiß wünschenswert gewesen wäre. Indes stehen sie inhaltlich ja in gar keinem Zusammenhang, sodaß der freundliche Leser geneigt sein wird, über diesen Mangel hinwegzusehen.
Bei der heutigen riesenhaften Teuerung im Buchgewerbe erfordert die Herausgabe dieser Festschrift ganz außerordentlich hohe Summen. Aber sie wurden beschafft durch die großzügige und freigebige Unterstützung der Stadtverwaltung und nicht minder durch namhafte Spenden von Söhnen und Bürgern der Stadt Alsfeld, die ihren Stolz darein setzen, ihrer Vaterstadt zu diesem Ehrenmal zu verhelfen.
Es möge denn diese Festschrift hinausgehen in Deutschlands trübster und schwerster Zeit. Möge sie ein Zeugnis dafür sein, dass die unzerstörbaren Wurzeln unserer Kraft Liebe zu Vaterland, Gemeinsinn und Bürgertugend sind!
Eduard Becker.
Titelseite
750 Jahre Alsfeld (1222 – 1972)von Werner Jorns, Herbert Jäkel, Wolfgang Heß, Hans-Joachim von Brockhusen, Jürgen Michler, Ernst-Otto Hofmann, Doris Bernhardt, Otto Diehl, Georg Gonsior, Gottfried Kiesow
1972
1
GMV Alsfeld e.V.
Stein & Weißhaupt oHG
Alsfeld
200
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Vorwort
Wie zur 700-Jahr-Feier der Stadt Alsfeld im Jahre 1922 nahm auch diesmal der Vorstand des Geschichts- und Museumsvereins Alsfeld das 750jährige Jubiläum der Stadt und zugleich das 75jährige Jubiläum des Vereins zum Anlaß, als Festgabe für die Stadt, unsere Mitglieder und alle an der Geschichte Alsfelds interessierten Bürger und Freunde diese Festschrift herauszugeben. Sie ist der Beitrag des Geschichts- und Museumsvereins zum Jubiläumsjahr.
Die Festschrift enthält zahlreiche Abhandlungen zur Geschichte Alsfelds von der Vorgeschichte bis zur Gegenwart. Ihr Inhalt ist in einiger Hinsicht bemerkenswert. Die Untersuchung der Keramikstücke einer westgermanischen Kultur aus der Zeit um Christi Geburt und die Analyse des Grabungsbefundes am „Burghügel“ mit zweifelsfreier karolingischer Siedlungsschicht schließen für die Vor- und Frühgeschichte eine Lücke, die seither von der Bronzezeit bis zum Jahr 1222 bestanden hat. Von der chattischen Zeit über die Frankisierung Hessens läßI sich für Alsfeld damit eine gewisse Siedlungskontinuität verfolgen, die außerdem durch eine Reihe von Urkunden und Belegen für das 11. und 12. Jahrhundert unterstützt wird. Dazu gehören auch die Beiträge über den Alsfelder Brakteatenfund, der die Existenz eines Marktortes Alsfeld spätestens für 1180 beweisen kann, über Siegel und Wappen, womit die Frühzeit der Stadt erhellt wird, und über die Walpurgiskirche, deren Untersuchung aus Anlaß der Renovierung und der Grabung im Innern gegenüber 1922 neue Erkenntnisse zur Baugeschichte, vor allem der Vorgängerbauten, erbracht hat. Neue Quellen sind es auch, die die Rathausbauten in Alsfeld in das Baugeschehen ihrer Zeit besser einordnen. Die Studie über die im Alsfelder Stadtarchiv aufbewahrte Dirigierrolle zum Alslelder Passionsspiel veranschaulicht die kulturelle Blüte der Stadt zu Beginn des 16. Jahrhunderts, für das mit dem nur noch durch Abbildung bekannten Geschützrohr der Stadt Alsfeld eine Episode städtischen Images dergestallt werden kann. Wie vor 50 Ja hren wird auch diesmal in Johann Adam Birckenstock eines fast vergessenen Alsfelder Künstlers gedacht, der als angesehenster und bedeutendster Geiger seiner Zeit, als Komponist der Barockzeit und als Kapellmeister an den Höfen in Kassel und Eisenach wirkte. Die Beiträge über die Sanierung des Altstadtkernes von Alsfeld und über Neubauten in historischen Städten führen schließlich bis in die Gegenwart unserer Stadt und zeiqen gerade als zukunftsgerichtete Aufgabe, wie notwendig der historische Bezug für die sachgerechte Lösung ist und bleibt.
Mit diesen wissenschaftlichen Beiträgen wird der Rahmen abqesteck, in dessen Wirkungsfeld die Aufgaben des seit 75 Jahren bestehenden Geschichts- und Museumsvereins liegen. Eckpunkte sind die ganz frühe Zeit und die nächste Zukunft. Wie die Grabung am Burghügel, deren Fortsetzung in den kommenden Jahren sehnlichster Wunsch des Vereins ist, hat auch die Grabung in der Walpurgiskirche erstaunlich neue Perspektiven für die Frühzeit Alsfelds eröffnet, womit die Forderung nach mehr Beachtungaufschlüsse sich von selbst erhebt. Die reiche Vergangenheit dieser Stadt und das erhalten gebliebene Bild unserer Altstadt aber erheben Anspruch auf Bewahrung auch für die Zukunft. Eine Stadt ohne alte Häuser ist wie ein Mensen ohne Gedächtnts. Möge daher diese Festschrift dazu dienen, eine solche Bewußtseinsbildung zu schaffen.
Der Herausgeber dankt allen Mitarbeitern an dieser Festschrift herzlich dafür, daß sie sich in den Dienst der Sache gestellt und mit ihren Beiträgen dazu beigesteuert haben, diesen Band herauszubringen. Aufrichtigen Dank schuldet er der Stadt Alsfeld und dem Land Hessen für die finanzielle Unterstützung, durch die die Drucklegung dieser Festgabe möglich wurde.
Alsfeld, im Mai 1972.
Der Vorstand des
Geschicjts – und Museumsvereins Alsfeld
Titelseite
Europäisches Denkmalschutzjahr.
Alsfeld – Europäische Modellstadt.
Eine Zukunft für unsere Vergangenheitvon Bürgermeister Hans-Ulrich Lipphardt, Herbert Jäkel, Ernst-Otto Hofmann
1975
1
GMV Alsfeld e.V. mit Unterstützung der Stadt Alsfeld
Stein & Weißhaupt oHG
Lauterbach
162 + Bild (Faltblatt)
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Vorwort
Es ist eine selbstverständliche Aufgabe des Geschichts- und Museumsvereins Alsfeld, als seinen Beitrag zum Europäischen Denkmalschutzjahr 1975 eine besondere Veröffentlichung herauszugeben, die der vom Europarat ausgewählten Europäischen Modellstadt Alsfeld gewidmet ist und die die Bemühungen um Denkmalpflege und Sanierungsmaßnahmen zur Erhaltung der historischen Altstadt aufweisen soll.
Die Wahl Alsfelds in das Pilotprogramm des Europarates ist nicht nur eine Anerkennung für eine Planung, die die Lebensfähigkeit der Altstadt für die Zukunft sichern kann, sondern eine Verpflichtung, daß die geplanten und durchzuführenden Maßnahmen den vom Europarat ausgearbeiteten Vorstellungen entsprechen; denn mit den Musterbeispielen soll schließlich für ganz Europa Vorbildliches geleistet und Beispielhaftes gezeigt werden, soll sichtbar gemacht werden, daß sich die Maßnahmen zur Rettung der Altstädte gelohnt haben, soll erreicht werden, daß davon weitere Projekte profitieren können.
Da Alsfelds mittelalterlicher Stadtkern im wesentlichen von Fachwerkhäusern geprägt wird, werden vor allem ihre bauliche Entwicklung und denkmalpflegerische Behandlung sowie die zu ihrer Erhaltung erfolgten Baumaßnahmen dargestellt, und zwar in Form einer Dokumentation und Zwischenbilanz über Denkmalpflege und Altstadtsanierung, deren planerische Grundzüge bereits in der Festschrift zur 750-Jahr-Feier der Stadt Alsfeld 1972 dargelegt wurden.
Unsere Altstadt erhebt den nicht geringen Anspruch auf Bewahrung für die Zukunft, denn die historische Stadt von gestern muß die lebendige Stadtmitte von morgen bleiben.
Der Herausgeber dankt allen, die am Zustandekommen dieses Werkes mitgeholfen haben. Vor allem schuldet er dem Magistrat der Stadt Alsfeld Dank für die finanzielle Unterstützung, die die Drucklegung ermöglicht hat.
Alsfeld, im Februar 1975
Der Vorstand
des Geschichts- und Museumsvereins Alsfeld
Titelseite
Alsfeld um die JahrhundertwendeTexte von Dr. Herbert Jäkel
Originalfotos vom GMV
1981
1
GMV Alsfeld e.V.
F. Ehrenklau
Alsfeld
39
Vergriffen
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Alsfeld ist – wie viele andere Städte – im Sog der wirtschaftlichen Entwicklung des 19. Jahrhunderts in einen funktionalen und städtebaulichen Umbruch geraten. Zwar haben Eisenbahnbau und Industrialisierung relativ spät eingesetzt und sind bescheiden geblieben, doch hat sich die Wirtschafts- und Sozialstruktur der oberhessischen Kleinstadt gewandelt. Zahlreiche Fotos, die aus der Zeit gegen Ende des vorigen und Anfang dieses Jahrhunderts stammen, stehen daher an der Wende der Entwicklung der Stadt Alsfeld von der Ackerbürgerstadt der Vergangenheit zu dem modernen Mittelpunkt mit Verwaltung, Industrie, Geschäften, Schulen und anderen Dienstleistungsbetrieben.
Alsfeld sah in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts natürlich noch ganz anders aus als heute. Die Stadtmauer war zum größten Teil dem Abbruch zum Opfer gefallen, die Baugebiete aber waren nur wenig über die Altstadt hinausgewachsen, in erster Linie zum Bahnhof hin. Statt Autos holperten Pferde- und Kuhgespanne über das Kopfsteinpflaster der Gassen. Erntewagen kamen beladen vom Acker und wurden in die Scheunen gebracht, Mistwagen und Jauchefaß auf die Felder gezogen. 1892 gab es in Alsfeld 163 Pferde, 654 Rinder, 373 Schweine und 160 Ziegen. Noch führten die Kuhhirten die Herden der Nachbarschaften hinaus zur Weide, aber 1889 löste sich die Nachbarschaft der Fulder Gasse, 1898 die der Mainzer Gasse auf mit dem Eintrag im Protokollbuch: in der Kasse nichts mehr vorhanden. Jeden Samstag fand der Fruchtmarkt statt, der 1880 von 620 Verkäufern mit ihren Leit erwagen oder Schwä1mer Wägelchen aus 81 umliegenden Gemeinden zwischen Lehrbach und Breitenbach, Dirlammen und Neukirchen besucht wurde. 1875 waren 460 Malter Weizen, 1242 Malter Korn, 435 Malter Gerste, 73 Malter Erbsen, 1246 Malter Hafer, 30 Malter Kartoffeln und 39 Wagen Weißkraut verkauft worden (1 Malter = 100 Kilo).
27 städtische und 103 private Brunnen lieferten den 4000 Bewohnern kostenlos das Wasser. Petroleumlampen spendeten ein spärliches Licht. Alle Bürger mußten tüchtig arbeiten. Die Arbeitszeit betrug noch über 60 Stunden in der Woche. Betriebsferien oder Urlaub waren für die meisten unbekannte Begriffe. Der Tageslohn eines Arbeiters lag bei 3 bis 5 Mark. Selbst der Lebensstandard der mittleren und unteren Beamten, zu deren Tugenden Unbestechlichkeit, Pünktlichkeit und Pfichttreue gehörten, war knapp und dürftig und nur durch das Prestige, das sie im Obrigkeitsstaat besaßen, ausgeglichen.
Die Ausstattung der Wohnungen war bescheiden. In der Küche stand der große eiserne Herd, der Küchenschrank nahm Teller, Schüsseln und „Kaffeeköppche“ auf, an dem Bord hingen die Behälter für Mehl, Salz, Zucker usw. Für viele Bewohner war die Küche zugleich Wohnküche, wo man um den Tisch auf harter Bank und Stühlen saß. In „besseren“ Häusern gab es noch eine Wohnstube, manchmal sogar mit Plüschsofa und Vertiko für das gute Geschirr und die bunten Gläser, oder gar ein ausgesprochenes Speisezimmer, das nur an Sonn- und Feiertagen, beim Kaffeekränzchen oder Besuch hochangesehener Gäste benutzt wurde. An den Wänden hingen je nach Einstellung die Bilder von Kaiser Wilhelm I., Bismarck, Wilhelm II., vom Großherzoglichen Ehepaar, von Luther, Gustav Adolf, von der Schlacht bei Gravelotte, vom Kyffhäuser-Denkmal, zur Erinnerung an die Soldatenzeit oder Urkunden zum Dienstjubiläum. Schlafstuben und Schlafkammern waren ohne Aufwand. Selten gab es schon das ausgesprochene Badezimmer, während das „Plumpsklo“ im Treppenhaus an der „Läng“ oder der „Abtritt“ überm Hof aufzusuchen waren.
Zum Essen saß man mit der ganzen Familie, bei den Handwerkern auch die Gesellen, am großen Tisch. Der Freitag war fleischlos, der Samstag der Suppentag, sonntags gab’s guten Braten, in Winterszeit auch Gänsebraten oder Wildbtret. Eine Besonderheit waren die Alsfelder Nationalgerichte Salzekuchen und Blutkuchen. In der Wurstkammer hingen die Erzeugnisse der Hausschlachtungen, geräucherte Würste und Schinken, im Kell er standen die Fässer und „Dippe“ mit Sauerkraut. Gab es sonst meist „Kathreiner“, so sonntags in der guten Stube Bohnenkaffee zum selbstgebackenen Kuchen. Das Pfund Fleisch kostete 60, das Brot 30, der Liter Milch 14, das Seidel Bier 10, ein Ei 5 und die Zigarre 3 Pfennig.
„Gutbetuchte“ gingen zum Stammtisch in die „Krone“, andere in die „Wolfseck“ , zum „Urstadt“ oder „Wilden Mann“. Das Wintervergnügen fand im „Fries’schen Garten“ statt, das Eierwerfen im „Grund“, das Schützenfest in der „Steinkaute“, das Sänger fest in den „Erlen“. Die beliebten Waldpartien führten in den „Homberg“, zur „Hardtmühle“, zum „Greifenhain“ oder „Herzberg“. Die Buben spielten Klicker, Räuber und Gendarm. Gebadet wurde im „Ulrich“ in der Schwalm, geturnt auf dem Turnplatz an der Marburger Straße. Und zur Kirmes ging es meist nach Altenburg.
Der Wandel zwischen 1890 und 1910 läßt sich in vielerlei Hinsicht aufzeigen. 1871 hatte Alsfeld noch 3785 Einwohner, 1890 wurde die Viertausend-, 1910 die Fünftausendgrenze überschritten. Die Zahl der Wohnhäuser stieg von 526 (1871) auf 588 (1900) und 676 (1910).
Nachdem die Stadt Alsfeld endlich mit dem Bau der Eisenbahnlinie Gießen – Alsfeld – Fulda den langersehnten Anschluß an die große Welt erreicht hatte, entstanden in der Nähe des Bahnhofes die mechanischen Werke: Molkerei 1882, Möbelfabrik 1892, Dampfziegelei und Dampfsäge- und Hobelwerk Sondermann 1900, Mechanische Kleiderfabrik Georg Dietrich Bücking 1904, Brauerei 1904-1907.
Doch der „Fortschritt“ fiel den Alsfelder Bürgern schwer. Schon 1889 hatten einige Bürger den Bau einer Wasserleitung gefordert, aber mit 233 Unterschriften und dem geflügelten Wort „Brouche mer e Wasserleiring – mer ho de Bomb verm Haus“ wandte man sich entschieden dagegen. Erst nach siebenjährigem Ringen fiel 1896 die Entscheidung zum Wasserleitungsbau. Anschließend wurde von 1897 bis 1900 auch um die Einführung der Elektrizität gerungen; endlich, am 15. Mai 1900 abends, brannte das erste Licht in Alsfeld.
In der „Oberhessischen Zeitung“ machten im Januar 1900 die zwei Alsfelder Schwätzer „Handiel“ und „Jerlud“ ihre Späße:
„Lauter naue Werke in der Stoadt, Die Loft emspanne se mit lauter Droaht Un inge dämmein se wie verreckt off’m Road.“
Und der „Dappcher“, Alsfelds Karnevaloriginal, meinte:
„Daß Alsfeld sich vergrößert un geht in die Höh, Kann mr an der Erweiterung vom Bahnhof seh.“
Und wenn erst einmal der D-Zug Alsfeld – Berlin führe, wolle er auch mal nach Berlin fahren.
Alsfeld nahm in den wenigen Jahren eine beachtliche Entwicklung. 1901 wurde die Turnhalle des Turnvereins eingeweiht, 1902 die Gewerbeschule errichtet, 1904 die Oberhessische Kornhausgenossenschaft gegründet, 1905 die Synagoge an der Lutherstraße, 1904-1907 das neue Brauereigebäude an der Grünberger Straße, 1907 das Schlacht haus am Pfarrwiesenweg, 1908 das Kreiskrankenhaus in der Rambach gebaut. 1909 konnten die neue Oberrealschule an der Schillerstraße, 1911 die neue Volksschule an der Volkmarstraße ihren Bestimmungen übergeben werden. Und schließlich legte man 1914 den Grundstein für den neuen Bahnhof.
Damals warb man noch mit der reinen, kräftigen, staubfreien Luft, dem angenehmen Aufenthalt für Naturfreunde und Erholungsbedürftige. Um den Gast bewarben sich die Gasthöfe Hotel zur Krone, Deutsches Haus, Deutscher Kaiser, Grüner Baum, Schützenhof, Mainzer Hof, für vorzügliche Verpflegung Kapellchen, Gambrinus, Stadtpark, Grüner Kranz, Malkmus, Darmstädter Haus, Anker u. a . m.
Hugo Grün hatte se in Atelier für Photographie in der Schwabenröder Straße eingerichtet. Das Lichtbildtheater „Kolloseum“ in der Bahnhofstraße bot kinematographische Vorführungen in höchster Vollendung. Der Herr Kreisamtmann besaß bereits zwei Automobile. 1909 wurde mit Dr. Karl Völsing der erste hauptamtliche Bürgermeister in Alsfeld gewählt.
Der Sprung ins 20. Jahrhundert war angetreten.
Titelseite
Alsfeld im 19. JahrhundertTexte von Dr. Herbert Jäkel
Originalfotos vom GMV
1984
1
GMV Alsfeld e.V.
F. Ehrenklau
Alsfeld
39
5,- €
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Mit der nach dem französischen Maler Daguerre benannten Erfindung der Daguerreotypie im Jahre 1837, dauerhafte Bilder herzustellen, wird zu einem uns unbekannten Zeitpunkt die Fotografie auch in Alsfeld Einzug gehalten haben, wahrscheinlich um 1860. Die Schriftleitung der „Mitteilungen des Geschichts- und Museumsvereins Alsfeld“ hat seit vielen Jahren versucht, die ältesten, bekannten und zugänglichen fotografischen Aufnahmen von Alsfeld zu sammeln, das Alter der Fotos zu bestimmen und die Fotografen festzustellen. Leider lassen sich nicht alle Aufnahmen genau datieren – bekannte bauliche Veränderungen an Gebäuden lassen jedoch eine zeitliche Eingrenzung zu. Ebenso ließen sich nicht alle Fotografen feststellen.
In diesem Heft werden in Fortsetzung der 1981 erschienenen Broschüre „Alsfeld um die Jahrhundertwende“ ausschließlich Fotos des 19. Jahrhunderts gezeigt. Gegenstand der Aufnahmen sind Gesamtansichten der Stadt, einzelne Bauwerke, festliche Ereignisse, Persönlichkeiten des öffentlichen und kulturellen Lebens aus der Zeit zwischen 1860 und 1900.
Zu den Fotografen zählt vor allem der Bezirkskonservator Dr. phil. Ludwig Bickell (1838-1901), der Bewahrer hessischen Kulturgutes und Schöpfer der Sammlung hessischen Kulturgutes und Schöpfer der Sammlung hessischer Altertümer in Marburg. Die Fotografie war sein Hauptbetätigungsfeld, mit dem er um 1870 begann. In Marburg sind etwa 2000 Platten erhalten, vor allem architektonische Aufnahmen aus allen Teilen Hessens, davon allein 22 Aufnahmen von Alsfeld. Zwei Alsfelder Fotografen sind vertreten: Georg Hölscher, wohnhaft am Hersfelder Tor und Otto Hölscher, wohnhaft in der Lutherstraße. Mit Ernst Roepke aus Wiesbaden ist ein weiterer Fotograf bekannt, der 1893 eine ganze Reihe von Fotos von Alsfeld für eine Bildpostkarten-Serie hergestellt hat.
Als die Ack erbürgerstadt Alsfeld in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts eintrat, war Gerhard Jacob Ramspeck (1793-1880) Bürgermeister dieser Stadt. Er hatte die Geschicke der Kreisstadt 47 Jahre von 1825 bis 1871 mit starker Hand geleitet. Ortsgerichtsvorsteher blieb er sogar bis 1879. Von 1841 bis 1849 war er Landtagsabgeordneter und nahm am 31. März 1848 an den Beratungen über ein Deutsches Nationalparlament in Frankfurt teil.
Besonders am Herzen lag Ramspeck die Verschönerung des Stadtbildes, doch waren da Grenzen gesetzt, weil ein überwiegender Teil der Stadtbewohner neben ihrem handwerklichen Beruf Ackerbürger und Viehhalter war. In der Altstadt besaßen sie unzulängliche Scheunen und Stallungen, meist mußte das Vieh durch den Hausflur getrieben werden. Die Gassen, an denen Miststätten und Jauchegruben lagen, waren schlecht gepflegt und unsauber, vor allem im Frühjahr und Herbst bei der Abfuhr des Stalldungs. Auf dem Straßenpflaster häuften sich die Kuhfladen, wenn die Rinderherden der vier Nachbarschaften zweimal am Tage darüberzogen. Das Hühnervolk belebte die Gassen und wurde nur verscheucht, wenn der Geißehirt mit seiner Herde kam. Enten und Gänse tummelten sich in „der Liederbach“, die durch alle Gassen der Stadt geleitet werden konnte.
Ramspecks Fürsorge galt der Pflege der Erlenanlagen und der Stadtbleiche. Den Nordhang des Möncheberges ließ er mit Waldbäumen bepflanzen. Aus dem verlassenen Steinbruch in der Steinkaute schuf er eine Erholungsstätte mit Tischen und Bänken, wo jahrzehntelang der Ludwigstag und der Sedanstag begangen wurden. Seine Lieblingsschöpfung war der Ludwigsplatz vor dem „Gasthaus zur Krone“, den er mit Sandsteinpfeilern und Kettengehänge einfriedigen und mit rot- und weißblühenden Kastanien und Platanen bepflanzen ließ. Am Kirchplatz ließ er ebenfalls 16 Kastanienbäume pflanzen. Sein weiteres Bemühen galt der Verschönerung des Friedhofes, den er zu einer weihevollen Stätte des Friedens gestaltete.
Das Hauptverdienst Ramspecks war die nach vielen Versuchen und nach Überwindung der Widerstände erfolgte Einrichtung der Realschule 1861. Schon in den 40er Jahren hatte er „für die Jugendbildung aller Klassen … eine höhere Bildungsstätte“ gefordert. Mit der Eröffnung der Realschule, die von vielen auswärtigen Schülern besucht wurde, machte sich ein wirtschaftlicher Aufschwung bemerkbar. Sein intensiver Einsatz galt dem Chausseebau von Alsfeld nach Eifa und Grünberg (1773-1830), nach Marburg und Fulda (1824-1846) und nach Ziegenhain (1838-1845), dem Bau der Telegrafenleitung von Fulda nach Alsfeld (1868) und dem Bau der Eisenbahnstrecke Gießen-Alsfeld-Fulda. Unter Ramspeck ist Alsfeld 1832 Kreisstadt geworden und war von 1848 bis 1852 sogar Sitz eines Regierungsbezirkes.
Der zwar ohne überstürzten Reformeifer erfolgte Fortschritt in Alsfeld hat allerdings auch zu Verlusten geführt, die heute sehr bedauert werden, so beim Umbau des Weinhauses oder des Hospitalgebäudes, bei dem Abbruch des landgräflichen Schlosses , des Luthertürmchens oder der Stadtmauer. Diese teilweise Vernichtung des Stadtbildes für den vermeintlichen Fortschritt setzte sich unter dem Nachfolger Ramspecks, seinem Sohn Werner Ramspeck, Bürgermeister von 1872 bis 1879, fort und führte zu dem Beschluß des Gemeinderates vom 3. Dezember 1878, das Rathaus abzubrechen. Bürgermeister Ramspeck, Beigeordneter Bücking, die Gemeinderatsmitglieder Gg. Schneider 3, W. Knierim, W. Müller 1, Carl Bücking, G. Emil Lang, Schirmer, Carl Waldeck und L. Wallach stimmten dafür, nur der Beigeordnete Arnold und das Gemeinderatsmitglied Georg Dietrich Hoos dagegen. Die Proteste der Bürger, des Kreisrates Robert Hoffmann, des Großherzoglichen Ministeriums des Innern, des Oberhessischen Vereins für Lokalgeschichte, von Prof. von Ritgen und Prof. Gareis sowie die Angriffe in überregionaler Presse gegen den Schildbürgerstreich haben schließlich das Rathaus vor dem Abbruch gerettet und zu seiner Wiederherstellung geführt. Damit begann in Alsfeld die Pflege der Baudenkmäler und der Denkmalschutz.
Der „Fortschritt“ war trotzdem sehr mühselig erreicht worden, wenn man das für jene Zeit überhaupt so nennen kann. Die Einwohnerzahl hat sich von 1826 (3595 Einwohner) bis 1871 (3612 Einwohner) kaum geändert. 1880 gab es 3973, 18904085,18954290 und 19004347 Einwohner. Die langsame wirtschaftliche Entwicklung mag in ein paar Angaben ausgedrückt werden: 1833 wurde der Verlag F. Ehrenklau gegründet, in dem die erste Zeitung in Alsfeld gedruckt wurde. 1835 enstand die Spar- und Leihkasse, Vorläufer der Kreissparkasse. 1840 ist das Gründungsjahr der Spinnerei und Weberei Hermann Keck. Im Revolutionsjahr 1848 entstand die Druckerei Siedentopf, in der der „Wächter an der Schwalm“ gedruckt wurde. 1857 folgte die Gründung der Weberei Grünewald, 1858 die der Brauerei Wallach. 1862 bildete sich der Vorschußverein, der 1879 in der Volksbank aufging. Die 1869 gegründete Firma Ludwig Raab stellte Pfeifen her. 1870 folgte die Gründung der Firma Diegel, 1882 der Molkereigenossenschaft, 1884 der Druckerei Rühl und 1892 der Alsfelder Möbelfabrik.
Das gesellige und Vereinsleben war auch im 19. Jahrhundert recht umfangreich. Viele Vereine wurden gegründet: 1833 schuf Bürgermeister Ramspeck die „Bürgerliche Schützenkompagnie“, 1839 wurde der „Singv erein“, 1840 der „Veteranenverein“, 1846 das „Bürger-Casino“ gegründet. Es folgten 1848 der „Gesangv erein Liederkranz“, 1849 der „Turn verein“, 1854 die „Freiwillige Feuerwehr“ und der „Alsfelder Frauenverein“, 1862 der „Ortsgewerbeverein“, 1867 der „Alsfelder Gesellenverein“, 1869 der Zweigverein Alsfeld des „Alice-Frauen-Vereins“, 1872 die „Gesellschaft Harmonie“, 1873 der „Verschönerungsverein“ sowie der „Veteranen- und Kriegerverein“, 1880 die „Amicitia“, 1881 der Zweigverein des „Vogelsberger Höhen-Clubs“, 1884 der „Bürger-Verein“. In den 90er Jahren entstanden der „Radfahrerverein“ 1890, der „Zimmerschützenverein“ 1894, die „Badegesellschaft“ 1896, der „Lawn-Tennis-Spielverein“ 1897, der „Geschichts- und Altertumsverein“ 1897, der „Vogelsberger Rauchclub zu Alsfeld“ 1898. Gegenüber der Arbeitswelt des 19. Jahrhunderts, von der es so gut wie keine Aufnahmen gibt, sind von den Vereinsveranstaltungen zahlreiche alte Fotos erhalten geblieben. Sie sollen mit den Aufnahmen der „Erretter“ des Rathauses und den Gründern des Geschichts- und Altertumsvereins und des Heimatmuseums die Auswahl der Fotografien aus dem 19. Jahrhundert beschließen.
Titelseite
Geschichte der Juden in Alsfeldvon Heinrich Dittmar, Herbert Jäkel, Helmuth Riffer
Kleine illustrierte Geschichte der Stadt Alsfeld.
Festgabe des Geschichtes- und Museumsvereins Alsfeld aus Anlaß seines 100jährigen Bestehens 1897 – 1997.von Dr. Herbert Jäkel
Wegen der wiederholten und häufigen Nachfrage nach einer kurzgefaßten Geschichte der Stadt Alsfeld hat sich der Vorstand des Geschichte- und Museumsverein Alsfeld entschlossen, eine solche zum 100jährigen Bestehen des Vereins und seines Museums herauszugeben. Diese Schrift soll ebenso als heimatgeschichtliche Lektüre für den interessierten Leser wie auch als Lehrbuch und Nachschlagewerk für den Heimatforscher sowie als lokaler Beitrag für die landesgeschichtliche Forschung dienen.
Die Grundlagen für dieses Geschichtswerk bilden neben den zahlreichen Abhandlungen zur Geschichte Alsfelds in den seit 1902 erscheinenden „Mitteilungen“ des Vereins und in den Festschriften und Sonderdrucken vor allem die textlichen Darstellungen des Verfassers zur Stadtgeschichte in den Ausstellungsräumen des Regionalmuseums, die anläßlich des Hessentages 1985 mit den dort gezeigten Exponaten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnten und die die wesentlichen Grundzüge zur geschichtlichen Entwicklung Alsfelds aufzeigen.
Diese „Kleine illustrierte Geschichte der Stadt Alsfeld“ enthält zum besseren Verständnis daher umfangreiche Illustrationen in Form von Zeittabellen, Plänen, Zeichnungen und Fotos, die die geschichtlichen Vorgänge und Ereignisse veranschaulichen, und beinhaltet vor allem eine Erweiterung der jüngsten Entwicklung der Stadt seit der Gebietsreform, so daß diese Darstellung bis in unsere Gegenwart reicht und zugleich als ein Quellen- und Nachschlagewerk für vielerlei Zwecke dienen kann.
Die Veröffentlichung einer solchen geschichtlichen Abhandlung über den Weg unserer Stadt von den ersten Belegen der Siedlungsgründung bis in unsere Gegenwart erhebt den nicht geringen Anspruch, eine ausschließlich in der Verantwortung des Geschichts- und Museumsvereins Alsfeld liegende und von ihm herausgegebene Materialsammlung und Handreichung besonders für den heimatkundlichen Unterricht zu sein.
Nicht nur den „Alsfeldern“ sei dieses Werk zum besseren Verständnis der Geschichte ihrer Heimatstadt empfohlen, sondern auch den Freunden und Besuchern unserer Stadt – als Erinnerung, Mitbringsel oder Geschenk.
Der Vorstand des Geschichts- und Museumsvereins Alsfeld hofft, daß mit der Herausgabe dieser „Kleinen illustrierten Geschichte der Stadt Alsfeld“ nicht nur wegen der genannten Nachfrage eine Lücke auf dem Alsfelder Büchermarkt geschlossen werden kann, sondern daß damit weiteres Interesse für die Vergangenheit unserer Stadt geweckt, ausreichendes Verständnis für das Überlieferte gefordert und notwendige Fähigkeit zur Zukunftsgestaltung ermöglicht wird.
Vorstand und Schriftleitung des
Geschichts- und Museumsvereins Alsfeld
Titelseite
100 Jahre Mitteilungen des Geschichts- und Museumsvereins Alsfeld 1902 – 2002.
Erste Reihe 1902 – 1907von Fritz Herrmann, Paul Frankl, Otto Berth, Dr. ? Becker, Regierungsbaumeister ? Fischer (Zeichnungen), Karl Dotter
500 Jahre Rathaus Alsfeld. 1512 – 2012.
Festschrift zum Gedenken an den Baubeginn des Alsfelder Rathauses vor 500 Jahren.Texte von Prof. Dr. Dr.-Ing. E.h. Gottfried Kiesow ✝, Matthias Nicolai, Dr. Norbert Hansen, Dr. Herbert Jäkel ✝, Karl Dotter ✝, Jochen Weppler, Axel Pries, Bernhard Hofmann, Peter Remy, Dr. Walter Windisch-Laube, Gertraude Schlitt, Karl Brodhäcker
Fotos von Andreas Ruhl, Bodo Runte
2012
1 (1000 Exemplare)
GMV Alsfeld e.V. mit Unterstützung der Stadt Alsfeld
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
liebe Leserinnen und Leser!
Unser Alsfelder Rathaus – ein weltbekanntes und kulturhistorisch bedeutendes Gebäude – feiert in diesem Jahr einen seltenen runden Geburtstag. Und im Gegensatz zu vielen anderen historischen Rathäusern, die häufig nur noch zu repräsentativen Zwecken genutzt werden, befindet sich in unserem Rathaus noch immer der Sitz des Bürgermeisters. Wohl kaum ein Stadtoberhaupt kann einen so altehrwürdigen, herrlichen Amtssitz vorweisen.
Mit dem Erscheinen dieser umfangreichen Festschrift, die Sie gerade aufgeschlagen haben, werden die Feierlichkeiten zum Gedenken an den Baubeginn unser es Rathauses vor 500 Jahren eröffnet. Eine Festveranstaltung des Magistrates der Stadt, Fachvorträge und Ausstellungen sowie nicht zuletzt zahlreiche Gelegenheiten für die Alsfeld er Bürgerinnen und Bürger, den Geburtstag ihres Rathauses zu feiern, werden im Jahresverlauf folgen.
Wenn wir aus der Geschichte wissen, dass Alsfeld einmal eine reiche Stadt war, die es sich leisten konnte, neben dem Rathaus noch so stattliche Gebäude wie das Weinhaus und das Hochzeitshaus zu errichten, könnte der Kontrast zur aktuellen Situation nicht größer sein. Die seit vielen Jahren vorherrschende Finanznot engt den Spielraum der Alsfelder Kommunalpolitik enorm ein. Darf man unter diesen Umständen dann noch Geld ausgeben, um einen Geburtstag zu feiern? Eindeutig ja! Geht es doch bei dem Anlass nicht nur um ein Gebäude, sondern schlechthin um ein Identifikationsobjekt aller Bürger mit ihrer Heimatstadt, um ein erhaltenswertes Kulturgut und somit um einen unverzichtbaren Aspekt für eine positive Zukunftsgestaltung.
Trotzdem darf im Jubiläumsjahr die Sorge beim Lesen und Schauen um den Bestand der verfassungsrechtlich garantierten kommunalen Selbstverwaltung und um die Handlungsfähigkeit unseres Stadtparlaments nicht ausgeklammert werden. Nicht nur in Alsfeld wachsen die Schulden weiter an, ohne dass Aussicht auf Besserung erkennbar wäre. Sowohl die Erfüllung von Pflichtaufgaben als auch die Existenz von Bücherei, Museum und Schwimmbad stehen auf dem Spiel. Alle Kommunen haben in der Vergangenheit zusätzliche Aufgaben übernehmen müssen, ohne die zu deren Erbringung notwendigen Finanzmittel erhalten zu haben.
Da unsere Stadt nicht in der Lage ist, aus eigener Kraft etwas Grundsätzliches an der komplexen Situation zu ändern, haben unsere Kommunalpolitiker im Jahr 2010 einstimmig beschlossen, gegen eine neuerliche Verknappung kommunaler Finanzressourcen eine so genannte „kommunale Grundrechtsklage“ beim Hessischen Staatsgerichtshof einzureichen.
Ein Erfolg wäre ein deutliches Signal an die Landesregierung, dass die Finanzausstattung von Mittelzentren wie Alsfeld nicht mehr den verfassungsrechtlichen Vorgaben entspricht. Soweit zum notwendigen Bewusstsein über die Situation im Jahre 2012 im Vergleich zum Beschluss unserer Vorfahren vor 500 Jahren, sich ein stattliches Rathaus zu bauen. Womit ich auch wieder bei dem in Ihrer Hand befindlichen Buch bin: Noch nie war eine Festschrift in Alsfeld so bunt, so facettenreich, so ausführlich! Auch im Namen des Magistrates gilt mein besonderer Dank dem Geschichts- und Museumsverein Alsfeld e.V. für die großartige Ausarbeitung. Der Wert dieses Buches wird weit über das Jubiläumsjahr hinausreichen.
Viel Freude beim Lesen und Schauen
Ihr Ralf Becker
Bürgermeister der Stadt Alsfeld
Titelseite
Rückseite
Schuber: Titel- und Rückseite
Lesezeichen: Vorder- und Rückseite
500 Jahre Rathaus Alsfeld.
Zur Geschichte eines bedeutenden Baudenkmals im Laufe der Jahrhunderte.von Matthias Nicolai
Das Alsfelder Rathaus gehört zu den wichtigsten deutschen Fachwerkbauten, es verkörpert wie kaum ein anderes Bauwerk den Übergang der mittelalterlichen zur neuzeitlichen Konstruktion. In seiner Rezension schrieb Professor Dr. G. Ulrich Großmann, Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg, über das als Sonderdruck der „Festschrift 500 Jahre Rathaus Alsfeld“ entnommene kleine Büchlein: „Aus Anlass des Jubiläums entstand ein kleiner, aber nichtsdestoweniger sehr informativer Führer, der zugleich die Diskussionen um Fragen der Geschichte, Voraussetzung und Baugeschichte des Rathauses nicht nur referiert, sondern auch durch neue Anregungen und Ergebnisse bereichert.“
Titelseite
Unser Rathaus wird 500!
Kurzer Rückblick auf eine ereignisreiche Geschichtevon Matthias Nicolai